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Früher Einstieg in die Feuerwehr - Spendenübergabe von Jacken für die Kinderfeuerwehr

Früher Einstieg in die Feuerwehr - Spendenübergabe von Jacken für die Kinderfeuerwehr


Immer mehr Feuerwehren nehmen Kinder unter zehn Jahren in ihre Reihen auf. Normalerweise ist erst ab diesem Alter die Mitarbeit in der Jugendfeuerwehr möglich. Doch auch Sechsjährige begeistern sich für die Arbeit der Brandschützer. Die hoffen langfristig auf Nachwuchs für ihr Ehrenamt.

Die jungen Dreetzer wirkten in der vergangenen Woche ein bisschen hin- und hergerissen: stolz und zugleich ein klein wenig peinlich berührt angesichts von so viel Aufmerksamkeit. Aber mit ihren neuen Uniformen sind die sechs- bis achtjährigen Mitglieder der Dreetzer Kinderfeuerwehr nun wirklich kaum noch von ihren großen Vorbildern zu unterscheiden. Latzhosen und Jacken aus dunkelblauem Stoff mit signalgrünen Applikationen und dazu die passenden, äußerst professionell wirkenden Helme.

Die Übergabe der „Dienstbekleidung“ an die Mädchen und Jungen war zweifellos ein Höhepunkt der noch kurzen Geschichte der Dreetzer Kinderfeuerwehr. Bislang verfügte sie nur über T-Shirts. Der selbstgestaltete Aufdruck „Biber Kids“ bezieht sich auf das Dreetzer Wappentier.


Die Nachfrage war da

„Wir haben im letzten Jahr mit der Gruppe begonnen – fast so wie mit der Jugendfeuerwehr vor acht Jahren“, erzählte Ortswehrführer Thomas Dalchow, „nämlich auf Druck, weil die hier rein wollten.“ Die Kinderfeuerwehr sei eindeutig eine Folge der Jugendfeuerwehr, schätzt Dalchow ein. Jüngere Geschwister waren etwas neidisch auf die Aktivitäten der größeren bei der Feuerwehr. Denn eigentlich darf man dort erst ab zehn mitmachen. „Wir haben uns gesagt: Das Elend müssen wir beenden.“

Natürlich geht es dem Wehrführer auch um das Nachwuchspotenzial, das er auf keinen Fall verschenken will. Die Kinderfeuerwehr bietet sozusagen den ganz frühen Einstieg ins Ehrenamt. „Wer dann mit acht oder so in die Jugendfeuerwehr will, kann da rein“, verspricht Dalchow. „Das nehmen wir nicht so streng.“

Das Spielerische steht im Vordergrund

Alles andere als streng geht es auch bei den zweiwöchentlichen Treffen der derzeit acht Kinder zu. Doreen Erpen, die in der Freiwilligen Feuerwehr Dreetz sowohl die Jugend als auch die Kinder betreut betont: „Irgendwo hat alles mit Feuerwehr zu tun, aber es geht um den Spaß.“ Spielerisch will sie die Mädchen und Jungen an Themen wie Brandschutz- und Verkehrserziehung heranführen. Es wird gebastelt und gemalt, man plant eine Fahrradtour. Das wäre dann beispielsweise gleich eine prima Gelegenheit, sich mal mit den wichtigsten Verkehrsschildern zu beschäftigen.


Die Kinder sind auf jeden Fall mit Begeisterung bei der Sache – beim Erkunden des Gerätehauses und ganz besonders, wenn es mal wieder eine kleine Rundfahrt mit dem Löschfahrzeug gibt. Doch Sicherheit geht vor, findet nicht nur Wehrführer Thomas Dalchow: „Wir dachten uns, dass wir mal gucken, ob wir nicht eine vernünftige Schutzbekleidung bekommen.“


Mit öffentlicher Unterstützung

Es sei gar nicht so einfach gewesen, etwas vernünftiges zu finden. „Und dann kam natürlich die Frage: Wer soll das bezahlen? Wir sind alles in allem bei 1200 Euro für zehn komplette Ausrüstungen. Es soll ja auch bisschen halten.“ Unterstützer fand die Feuerwehr schließlich bei der Sparkasse Ostprignitz-Ruppin und zum wiederholten Mal beim Förderverein Dreetz. Beide zögerten nicht lange, als die Dreetzer „Biber Kids“ zu Sprache kamen und teilten sich die Kosten für die Bekleidung. Thomas Dalchow ist begeistert: „Wir werden mit den Sachen sorgsam umgehen und die Kinder animieren, vielleicht länger bei uns mitzumachen.“ Die Ausrüstung eigne sich ganz bestimmt für mehrere Generationen von Kinderfeuerwehrmitgliedern.

Gruppen wie die Dreetzer sind im Landkreis Ostprignitz-Ruppin eine noch relativ seltene Einrichtung. Offiziell sind bei den Feuerwehren kreisweit gerade einmal 31 Kinder registriert, weiß Annette Staacks-Janke aus Wildberg als Kreisjugendfeuerwehrwart. „Viele Feuerwehren gründen keine eigenen Kindergruppen, sondern betreuen die Kleinen zusammen mit der Jugendfeuerwehr.“ Immerhin: In sieben der zehn Amts- und Gemeindefeuerwehren des Landkreises gehören Kinder unter zehn Jahren inzwischen dazu.


Kinderfeuerwehr ist noch neu

Für Annette Staacks-Janke hat das auch mit der wachsenden Sorge um den Nachwuchs für den aktiven Dienst zu tun. Man wolle die Kinder möglichst langfristig an das Ehrenamt heranführen. Insgesamt sei die Kinderfeuerwehr ein relativ neues Phänomen. Die Feuerwehr stelle sich erst noch darauf ein. Das betrifft beispielsweise auch Richtlinien, Hilfestellungen und rechtliche Grundlagen. „Ich arbeite in Sachen Kinderfeuerwehr mit dem Handbuch von Niedersachsen“, berichtet die Kreisjugendfeuerwehrwartin. „Im Land Brandenburg ist man noch dabei, so was zu erarbeiten.“


Auf Bundesebene hat der Deutsche Feuerwehrverband bereits eine Arbeitshilfe „Kinder in der Feuerwehr“ herausgegeben. Verbandspräsident Hans-Peter Kröger betont darin unter anderem: „Auch die Feuerwehren müssen sich für eine Kinder- und Jugendarbeit öffnen, die das ganze Altersspektrum abdeckt.“ Und: „Unsere eigenen Kameradinnen und Kameraden werden Wege suchen, ihre begeisterten Kinder frühzeitig in das Feuerwehrleben einzubinden.“

So läuft es zumindest zum Teil auch in Dreetz: Viele der „Biber Kids“ eifern in der Kinderfeuerwehr ihren Eltern oder Geschwistern nach. Dabei hat man in der Praxis das Credo des Deutschen Feuerwehrverbandes längst verinnerlicht: „Das oberste Ziel für Kinder in der Feuerwehr sollte immer der Spaß sein. Ohne Spaß fehlen uns die Kinder, die regelmäßig zur Übungsstunde kommen, und damit der vielfach gesuchte Nachwuchs.“

© Alexander Beckmann, Märkische Allgemeine Zeitung
Autor: Martin Petras - Administrator